Die Entwicklung des französischen Privatrechts im Lichte des Canal de Craponne-Urteils

Autor/innen

  • Árpád Gyuris

Abstract

In diesem Aufsatz möchte der Autor einen französischen Fall vorstellen, der ein wichtiger Eckpfeiler des französischen Privatrechts war. Der Fall Canal de Craponne hat lange Zeit die gerichtlichen Auff assungen in Bezug auf Verträge in Frankreich bestimmt. Der Code civil unterstützt eindeutig den Grundsatz der Verbindlichkeit von Verträgen. Im 19. und 20. Jahrhundert stellte sich die Frage, ob es zulässig war, die ursprünglichen Vereinbarungen an die Umstände anzupassen, falls sich das ursprüngliche Gleichgewicht des Vertrags geändert hatte. Im Zivilrecht begann man, sich mit der Doktrin der Reaktion auf eine spätere Änderung der Umstände (imprévison) zu befassen. Das vergleichende Recht zeigt, dass im 20. Jahrhundert eine gerichtliche Überprüfung von Verträgen in anderen europäischen Ländern möglich wurde, manchmal aufgrund von Entwicklungen in der Rechtsprechung (Großbritannien, Deutschland, Spanien, Schweiz) und manchmal aufgrund gesetzgeberischer Eingriff e (Italien, Griechenland, Portugal). Der französische Grund, von gerichtlichen Eingriff en abzusehen, war die Angst vor Unsicherheit in den Urteilen. Bis in die 2000er Jahre galt diese Entscheidung weltweit als grundlegendes Zeichen des französischen Rechts, selbst beim Aufbau internationaler Handelsbeziehungen. Die Streitigkeiten über den Fall führten schließlich zu den neuen Vorschriften des Code civil in der 2016 geänderten Fassung. In der neuen zivilrechtlichen Fassung des Code civil, und zwar in Artikel 1195, gibt es eine imprévisionRegel, die es ermöglicht, den Vertrag im Falle unvorhergesehener Ereignisse zu überarbeiten, die zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses nicht erwartet wurden.

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Veröffentlicht

2022-02-01