Die Einrichtung einer unabhängigen ungarischen Zentralbank, erste Aktivitäten

Autor/innen

  • János Botos

Abstract

Nach der Niederlage des Ersten Weltkriegs zerfi el die Österreichisch–Ungarische Monarchie in eigenständige Staaten, gleichzeitig begann die Aufl ösung der Österreichisch–Ungarischen Bank und die Verteilung ihres Vermögens. Vermögensfragen wurden durch langwierige Verhandlungen zwischen den Nachfolgestaaten beigelegt. In Ungarn gehörten nach dem Weltkrieg zu den wichtigsten wirtschaftlichen Aufgaben die Eindämmung der Inflation, die Beseitigung der wirtschaftlichen Folgen des Friedensvertrags von Trianon und die Errichtung einer unabhängigen Ungarischen Nationalbank. Die ungarische Zentralbank wurde mit Unterstützung der Bank of England in Form einer Aktiengesellschaft gegründet und unterliegt einer gesetzlichen Regelung, die ihre Unabhängigkeit garantiert. Mit Aufnahme ihrer Tätigkeit hat die Ungarische Nationalbank einen Vertrag über die Rück zahlung der zuvor angehäuften Staatsschulden getroff en und einen wesentlichen Teil des Apparats der Österreichisch-Ungarischen Bank, ihres ehemaligen Filialnetzes, ihres Betriebsrahmens und ihrer Formen übernommen. Unter den Geschäftsbranchen der Zentralbank standen das Devisenmanagement, die Bereitstellung der für das Funktionieren der Wirtschaft notwendigen Kreditmitteln, die Kontoführung für den Staat und seine Unternehmen sowie die Emissionstätigkeit im Mittelpunkt. Bei letzterem bestand das Hauptziel im Zusammenhang mit dem britischen Pfund darin, die Hyperinfl ation zu stoppen, den Wert der Krone zu stabilisieren und dann eine neue Währung, den Pengő, herauszugeben. Die Tätigkeit der Ungarischen Nationalbank begann erfolgreich, doch in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre zeigten sich allmählich die Anzeichen einer neuen Weltwirtschaftskrise, und als diese zu Beginn des nächsten Jahrzehnts ausbrach, entwickelte sich auch in Ungarn eine Finanzkrise.

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Veröffentlicht

2024-09-13