Der „alte” Typ der aus der osmanischen Zeit überlebten türkischen Stiftungen
Neuere Angaben zu traditionellen islamischen Stiftungen
Abstract
Das Rechtsinstitut des waqf, das uns als gemeinnützige Stiftung bekannt ist, hatte seine fernen Vorläufer in Mesopotamien und Ägypten, und im 7. und 8. Jahrhundert entwickelte es sich durch den islamischen „Filter” zur traditionellen islamischen Stiftung, die der Scharia unterliegt. In der Türkei führten die Säkularisierungsbestrebungen nach der Gründung der Republik zu einem Bruch mit dem Rechtssystem der Scharia. Infolgedessen trat ein neues Zivilgesetzbuch nach Schweizer Vorbild in Kraft und die Tätigkeit von Stiftungen wurde gesetzlich geregelt. Die drei traditionellen Stiftungen, die während des Osmanischen Reiches entstanden und in der Scharia verwurzelt sind, die Mazbut, die Mülhak und die Cemaat, konnten jedoch im Rahmen der Modernisierung nicht abgeschafft werden, so dass sie, obwohl sie mit dem Begriff „alt” gekennzeichnet sind, heute als Teil der neuen, modernen Rechtsordnung weiterbestehen. Die „alten” Stiftungen, die sich auf die Scharia stützen, erfordern einen anderen Ansatz: so auch der Fall der Hagia Sophia, der in letzter Zeit große internationale Aufmerksamkeit erregt hat. In diesem Beitrag werden die überlebenden Arten türkischer Stiftungen aus der osmanischen Zeit und das Aufeinandertreff en der alten und der neuen Rechtsordnung am Beispiel der Hagia Sophia vorgestellt.